Buch von Jean-Pierre Krähenbühl

(Nachdruck auch auszugsweise nur mit Genehmigung des Autors)


 

Das Buch

Kindheit

 

Als ich aus dem Flugzeug stieg, kam mir der kalte Nieselregen entgegen, welche Wohltat nach den 13 Monaten Afrika. Nur schönes, warmes Wetter kann auch nervig sein.

Da war ich wieder mal gelandet, in Genf, Umsteigeflughafen, von Abidjan nach Basel.

Wer hätte das gedacht, als meine Eltern noch das Comestible-Geschäft an der Zentralstrasse  neben dem Seifenschnider in Biel führten. Für mich einen riesen Vorteil, wir hatten immer die ersten Saisonfrüchte und ich durfte jeweils ein Säckchen mit in die Schule nehmen. Ich machte mir aus der Situation einen Vorteil, in dem ich meiner Lehrerin, schätzungsweise Mitte 50 mit „Pfürzi“, fast immer etwas davon abgab. Hahn im Korb war auch der David, sein Vater war Polizist.

Als ich noch nicht zur Schule ging, durfte ich meinen Vater auf seiner Tour mit dem Verkaufslastwagen begleiten. Ich mag mich noch gut daran erinnern, als eine Kundin in Corgemont nicht glauben wollte, dass ich ein Bübchen sei. Ich hatte blondes, lockiges Haare, fast bis auf die Schultern hängend. Als es scheinbar nicht anders ging, packte meinen Vater ohne zu zögern mein Intimstes aus, um den standfesten Beweis zu erbringen, er ist ein Bub.

Meine Erinnerungen an den Kindergarten sind nur vage. Was ich noch weiss ist, dass unser Negus, ein kleiner schwarzer Hund, mich immer um Punkt 11 Uhr abholte. Der hatte wohl so was wie eine innere Uhr. Ein Mal klappte unser Rendez-vous nicht, meine Kindergärtnerin schickte mich mit einem Brief Umschlag vorzeitig nach Hause, als ich wieder mal den Unterricht mit meinen Gignolerien gestört hatte. Da im Inhalt  kaum was Gutes stehen konnte, habe ich den Umschlag ungeöffnet in einem Wasserabfluss am Strassenrand verschwinden lassen. Der Zirkus Knie war eben daran, seine Zelte aufzuspannen und einzurichten. Da konnte ich die Stunde gut vertun, um ja nicht zu früh nach Hause zu kommen. Obwohl der Negus, eben der Hund, sehr spät zu Hause eintraf, kam die Angelegenheit nie aus.

Es waren einige Husarenstücke, die in diesem Zeitraum geschahen. Meine ältere Schwester habe ich oft miteinbezogen, auch wenn es darum ging, sie zu überzeugen im Verkaufsgeschäft Süssigkeiten zu besorgen. Sie verfügte eben über die Schlüsselgewalt, wenn unsere Eltern abends ausgingen und unser Dienstmädchen ebenfalls abwesend war. 

Meine liebe Schwester Marliese konnte ich manchmal überzeugen, mit mir zum Schlitteln zu gehen. Sie war damals, durch den kleinen Alterunterschied, noch etwas grösser als ich. Trotzdem sass sie auf meinen Rücken, ich war bäuchlings auf dem Gefährt und fuhr immer was das Zeug hergab. Einmal lief es nicht so planmässig. Als wir mit Schuss den nahe gelegenen Hang hinunterfuhren, bemerkte ich die Sitzbank unten im Park nicht rechtzeitig. Das Resultat war, ich fuhr unten durch und meine Schwester blieb an der Lehne des Banks hängen. Sie musste sich verletzt haben und hatte starkes Nasenbluten, ihre Kleidung war rot verschmiert. Wir erfanden eine gemeinsame Geschichte für zu Hause - meine Schwester nahm mich wie üblich in Schutz.

Alleinsein war nicht meine Stärke. Als Kind hatte ich grosse Angst, abends alleine zu Hause zu sein. Dies nur wenn meine Schwester für kurze Zeit bei Verwandten in den Ferien weilte. Meine Eltern konnten kaum ausgehen, es blieb Ihnen nur die Möglichkeit den Versuch zu unternehmen, mich zu überlisten. Es war wieder mal soweit, meine ältere Schwester Marliese war nicht da, das jeweilige Dienstmädchen hatte ihren freien Tag, und meine Eltern waren eingeladen. Sie versorgten mich mit meinen Lieblingssüssigkeiten, Favager, Branchli und Sugus, und versprachen mir, gleich wieder zu kommen. Meine Süssigkeiten reichten  für eine knappe halbe Stunde, dann wurde es mir langweilig und ich bekam es mit der Angst zu tun. Ich mag mich noch gut erinnern, wie ich in das Treppenhaus hin und zurück lief bis sich die Wohnungstür mit einem Klappschloss hinter mir schloss. Was nun? Die Angst nahm unheimliche Formen an. Ich ging die Treppe runter, öffnete die Haustüre, stellte mich auf den Vorplatz und schrie lauthals was das Zeug hergab. Es bildete sich im Nu eine Traube von erstaunten Leute, Passanten, möglicherweise auch Kunden, die an einem Samstagabend, wahrscheinlich im Ausgang, unterwegs waren. Wie lange ich im Pyjama da stand und wie am Spiess heulte weiss ich nicht mehr. Die rettende Hand kam, es war die Tochter von Tante Hofstettler, die mich wortlos unter den Arm nahm, um den Gaffern zu entrinnen.

Am nächsten Morgen bin ich in einem grossen schönen Bett aufgewacht. Der Mann von Tochter Hofstettler musste mich wohl hassen, er schlief diese Nacht auf dem Sofa.

Mama und Papa Hofstettler waren für mich teilweise „Elternersatz“. Es kam vor, dass ich vom Kindergarten direkt zu ihnen ging. Die grosse Biscuitdose war immer prall gefüllt und stand offen zur Verfügung. Hofstettlers nahmen mich, es war noch im Vorschulalter, mit auf die Faldumalp. Ein paar alte Chalets aus Holz und ein paar Ziegenställe bildeten den kleinen Weiler im Lötschental. Eine Menge Ziegen aller Grössen und mit fast allen Fellmustern waren auf dieser Lötschentaler Alp anzutreffen. Bereits nach einigen Tagen habe ich mich mit einem Buben und den drei kleineren Geschwistern befreundet. Es war nicht gratis, verseht sich! Da das Heugumper sammeln aktuell war, kostete es mich eine kleine Nescafédose voller dieser, noch lebenden, Tiere, um mal mit ihnen den Eintopf aus derselben schwarzen Blechpfanne zu geniessen.

Eine schwarzweisse Ziege, die ich regelmässig ordentlich mit Salz versorgte, begleitete uns die ganzen fünf Wochen Sogar auf den ausgedehnten Spaziergängen mit Hofstettlers war sie dabei. Der Abschied vom meckernden Vierbeiner und vom für mich gewordenen Heidiland, fiel mir damals schwer.

Bereits als Kind waren wir immer gut angezogen. Zwei- bis dreimal im Jahr gingen wir, ich meistens mit meinem Vater, Kleider einkaufen. In der Regel geschah das an einem Samstag. Ich konnte meinen Vater überzeugen, dass der Kleider Frey der Richtige sei. In diesem Textilladen, Spezialgeschäft für Herrenmode an der Zentralstrasse in Biel, war in der Knabenabteilung im ersten Obergeschoss eine Luftgewehr-Schiessanlage eingerichtet und die Kunden, das heisst die Knaben, konnten einen Kranz rausschiessen Da war ich selbstverständlich gerne dabei. Eines konnte ich allerdings nie begreifen und zwar, dass ich so lange warten musste, bis ich endlich lange Hosen zu meinen Anzügen bekam. Die Tradition wollte es damals scheinbar so, dass Halbwüchsige mit einem Veston, einem Paar kurze Hosen und einem Paar Knickerbockers, zusammenpassend versteht sich, ausgerüstet wurden.  

Mein Onkel Hans, der jüngere Bruder meines Vaters, hat mir das Schiessen mit dem Gewehr erst richtig beigebracht. Er war Landwirt und Jagdaufseher.

Früher war es so, dass der älteste Sohn den Hof der Eltern übernahm. Unsere Familie stammt und ist Bürger von Zäziwil BE.

Die Familienwappen ist in der Chunst eingebrannt. Diese ist im Gasthof „weisses Rössli“ zu bewundern. Deutlich zu erkennen ist eine Krähe auf einem Bühl.

Da mein Grossvater vaterseits nicht der älteste Sohn war, konnte er den Elternhof nicht übernehmen. Mit einer ordentlichen „Mitgift“ war es ihm möglich, in der „Fremde“, in Bornhausen TG, einen eigenen Hof zu erbauen. Der Hof brannte in den Dreissiger Jahren ab. Es war wohl noch in der Zeit, als Grossvater Gemeindepräsident war. Ein neues Gehöft wurde aufgebaut, diesmal ausserhalb vom Dorf. Dies war der Ort, in dem ich über lange Jahre, Jahr für Jahr, meine Sommerferien verbrachte und eben unter vielem anderem das Schiessen erlernte. Selbstverständlich begleitete ich meinen Onkel Hans regelmässig auf die Jagd.

Meinen Grossvater habe ich nie gekannt; zu meiner Grossmutter hatte ich ein schönes Verhältnis. Mit meinen zahlreichen Streichen konnte ich sie nicht vergrämen, im Gegenteil. Bei ihr war ich der „kleine Held“ und sie war auch nach kurzen Schimpfereien, die aufgrund meiner Untaten erfolgten, schnell wieder mit Süssigkeiten parat. Eine stolze, würdige Frau mit einem „weltmännischen“ Auftreten. Bis ins hohe Alter, sie wurde über 90, wohnte sie in der Stöckliwohnung des Hofes.

Der Umstand, dass mein Vater als ältester Sohn den Hof nicht übernahm war, dass er zu einem Onkel nach Amerika auswandern wollte. Die grosse alte Reisetruhe erinnert heute noch daran. Aus welchen Gründen mein Vater sein Jugendprojekt nicht realisiert hat, ist mir nicht bekannt. Stimmen behaupten, dass es meine Grossmutter nicht erlaubt habe.

 

Afrika

Afrika war für mich eine ausgesprochen bezeichnende Zeit und hat mein weiteres Leben stark mitgeprägt.

Meine berufliche Laufbahn begann erst nach der Rekrutenschule, der Artillerie-RS in Sion. Somit habe ich das schöne Wallis kennengelernt. Es war damals noch üblich, dass das Hauptverlesen am Samstag knapp vor den Zugabfahrten vollführt wurde, so dass man einen Spurt ansetzen musste, um die Abfahrt der Bahn nicht zu verpassen. Einen nächsten Zug gab es meistens nicht. Es war ohnehin schon knapp, zwischen Samstag 16.00 Uhr und Sonntag 22.00 Uhr, Zimmerverlesen, die Reise nach Basel und zurück anzutreten.  Wir waren oft die Selben, die in der Kaserne blieben und die Täler, Restaurants und die guten Weine vom Wallis kennen und schätzen gelernt haben.

Mitte RS hat es mir auch noch der Ärmel hineingezogen - ich erhielt den Unteroffizier-Vorschlag. Auf eine Weise war ich Stolz, da normalerweise in der Artillerie nur Studenten, zukünftige Akademiker, den Vorschlag erhielten. Nun, da wusste ich was mir blühte: zuerst den Rest dieser RS absolvieren und danach mindestens noch fünf Wochen UO-Schule und nochmals 17 Wochen abverdienen.

Die Unteroffiziersschule im Februar 1965 in Bière war scheusslich. Oft verzeichnete die Kälteskala 30 Grad minus. Diese Ausbildung habe ich in zweifelhafter Erinnerung. Zum Glück kannte ich damals bereits meine zukünftige Frau Erika (Rigge), die ab und zu auf Besuch kam.

Wie erwähnt, begann meine berufliche Laufbahn erst nach dem obligaten Militärdienst. Ich war damals etwas über 20 Jahre alt, als ich vom damaligen Regionalverkaufsleiter den Vorschlag erhielt, in einer grösseren Selbstbedienungsverkaufsstelle, damals Supermarkt genannt, den Posten des Filialleiter-Stellvertreters zu übernehmen. Ich war damals über den Vorschlag erstaunt, da ich diesen Grosswicht gar nicht mochte. Selbstverständlich habe ich gleich zugesagt.

Von diesem Moment an wusste ich, dass ich in diesem Unternehmen, damals Coop Basel ACV, Karriere machen würde.

Ein Jahr später war ich bereits Filialleiter eines neuen Supermarktes. In der Person des Verkaufschefs C. Egli hatte ich einen starken Förderer. Er schickte mich nach Köln in das, damals in Europa einzige Institut für Selbstbedienung, um in fünf Monaten das Handwerk von Verkauf und Marketing zu vertiefen. Nach meiner Rückkehr konnte ich bereits die Leitung der neugegründete Abteilung Verkaufsstellen-Planung als Leiter übernehmen.

Die Anfrage, ob ich an einem Aufbau einer Warenverteilungs-Organisation in Afrika interessiert wäre, kam von einem Direktionsmitglied von Coop Schweiz. Ich habe spontan zugesagt.

Afrika war für mich eine Lebenslehre. Wir kamen, meine damalige Frau und ich, in einen fremden Kontinent. Es war beeindruckend fremd. Die Hitze, die hohe Luftfeuchtigkeit, die Leute, alles Schwarze, das Gesellschaftsleben und das Meer vor der Haustüre.

In den ersten Wochen wohnten wir im „Passantenhaus“ in Cotonou (damals Dahomey), welches dem damaligen VSK (Verband Schweizerischer Konsumvereine) gehörte. Es war ein Standbein, bis wir ein Haus ausgesucht hatten. Hausangestellte zu haben, Boy (Koch und Mädchen für alles), Gärtner, Gardien, Chauffeur und später noch den Palfronier (eine Art Pferdeflüsterer), waren neu für uns. Es war selbstverständlich, so viele Angestellte zu haben. Für die Einheimischen war es eine grosse Chance, einen Verdienst zu haben, damals CHF 80-100.—pro Monat. Mit diesem Verdienst konnten sie für mehrere Familien sorgen.

In diesem fremden Land waren wir, ein Architekt, ein Verantwortlicher für die Finanzen und ich, verantwortlich für den Aufbau einer Warenverteilungsorganisation inklusive der Lagerhäuser und Verkaufsstellen mit der ganzen Infrastruktur. Wir fingen auf der grünen Wiese an.

Parallel zur Bauerei des ersten Lagerhauses mit Hauptsitz in Cotonou, das heisst Bürogebäude und entsprechende Infrastruktur, kamen ebenfalls die Personalrekrutierung und Ausbildung auf mich zu. Der Andrang von Bewerbern war gigantisch. Unser Anfangsbedarf war etwa 50 Personen für den Verkauf, Lager und Administration.

Die 400 Bewerber, die aufgrund der eingereichten Unterlagen in Frage kamen, wurden auf Grund eines Testverfahrens selektioniert. Eine Woche lang dauerte das Verfahren und mit den ersten 50 Mitarbeiter-Innen haben wir dann die entsprechende und spezifische Schulung aufgenommen. Die Qualifikation dieser Leute war ausgezeichnet Nicht für nichts war das damalige Dahomey als „Quartier Latin de l’Afrique“ bekannt.

Unser Haus haben wir dann bald verlassen, um in ein mehrstöckiges Gebäude, welches im Besitz der Landesregierung war, zu ziehen. Es war vor allem für meine Frau, Rigge von Vorteil, da ich viel abwesend war. Wir bauten Verkaufsstellen im ganzen Land und bald ein zweites Regionallager in Parakou, 1000 km nördlich der Hauptstadt Porto Novo. Mit dem Bauen ging es zügig voran. Wir bauten nach einem modularen Stil. Bei den Verkaufsstellen unterschieden wir lediglich nach Grösse der Verkaufsflächen, mit den entsprechenden Hinterräumen.

In den Hauptorten Porto Novo, Cotonou und Parakou waren auch Kühlräume vorgesehen. An diesen Orten sprachen wir mit unserem Warenangebot, vor allem im Lebensmittelbereich, auch Europäer („Yowo“) an. Ich war stolz darauf, auch Produkte wie Käse, weitere Spezialitäten und Konserven aus der Schweiz zu importieren und anzubieten. Diese Luxusprodukte, die wir zu hohen Preisen anbieten konnten, dienten auch dazu, Grundnahrungsmittel wie Reis Mehl, Zucker und weitere, die für die breite Bevölkerung gedacht waren, zu subventionieren.

Unser Hauptziel und Aufgabe war, im Land ein Grundnahrungsmittelangebot zu günstigen Preisen, im ganzen Land anzubieten. Wir konnten bereits nach zwei Jahren eine Stabilisierung der Preise feststellen und bewirkten flächendeckend, dass mit Saatgut und Ernten von marktdominierenden Kreisen nicht mehr im grossen Masse spekuliert werden konnte. Ein weiterer Erfolg war, dass wir die einheimische Produktion im Früchte- und Gemüsebereich und in Teilbereichen der Milchveredlungen fördern konnten. Wir sagten den Produzenten, Kleinbauern, Kooperativen, Monastaires und weiteren Organisationen, eine Abnahmegarantie zu festgelegten Preisen zu.

Wir übernahmen die Transporte der Rinder, der Knollengemüse und der Zwiebeln aus dem hohen Norden, über eine Distanz von 1'200 km, in den Süden und lieferten Fische aus dem südlich gelegenen Meer in den Norden. Dieser Warenaustausch war nicht nur ein wirtschaftlicher Erfolg, sondern war ernährungsmässig eine grosse Bereicherung für die Bevölkerung von Dahomey, heute Benin.

In Afrika war die Jagd eine meiner Lieblings-Freizeitbeschäftigungen. Nicht selten fuhren wir für einige Tage über Tausend km in den Norden des Landes. Eine Bewilligung brauchte es damals keine. Wir zogen los. Germin Guillermin und ich verstanden uns auf Anhieb. Er besass in Cotonou eine Teigwarenfabrik und galt da unten als einer der wenigen Unternehmer. Er belieferte unsere Verkaufsstellen mit seinen Produkten.

Im Gegensatz zum Süden des Landes der am Äquator liegt und somit klimatisch hohe Feuchtigkeit aufwies, war das nordische Klima heiss und trocken.

Es war jedes Mal ein grosses Vergnügen, dieses Abenteuer anzugehen. Unsere Ausrüstung bestand aus Lebensmittel, hauptsächlich Konserven, Getränken, Moskitonetzen und unseren grosskalibrigen Gewehren. Wir fuhren mit einem Peugeot 403 mit Laderaum, mit einem Blachengestell. Eigens für diese Jagden hatten wir eine riesige Kühlkiste konstruiert. Sie nahm die ganze Breite und ein Viertel der Ladefläche ein. Diese Kiste war isoliert und mit Weissblech tapeziert. Vor der Abfahrt luden wir in der örtlichen Brauerei genügend „Eisbarren“ in die Kiste. Einerseits konnten wir damit die Lebensmittel und die Getränke kühlen. Anderseits diente sie dazu, die mögliche Beute gekühlt und somit in gutem Zustand nach Hause zu bringen.    

Die Fahrt war im wahrsten Sinne des Wortes abenteuerlich. Auf den Wellblechpisten fuhren wir wo möglich mit 90 km/h, dies um die Erschütterungen zu dämpfen. Beim Überholen der Lastwagen war Mut angesagt und abzuwägen, soll ich oder will ich noch mehr Staub fressen, also gingen wir. Ein herrliches Klima diesen Norden, trocken und heiss. Unser Lager schlugen wir meistens am Rand eines Wasserfalls auf. Ein Platz der unbeschreiblich schön angelegt war, unberührt und mit einer einmaligen Vegetation. Geschlafen wurde auf Feldbetten. Bevor es anfing einzunachten, musste alle Gegenstände unter Verschluss gebracht werden. Die Affen, die sich in den nahen Bäumen vergnügten, beobachteten uns intensiv. Es passiert einem nur einmal, dass während dem Schlafen alles was nicht niet und nagelfest ist geklaut wird.

Wir jagten Antilopen und Gazellen, die wir an Ort und Stelle ausweideten und in grosse Stücke zerlegten. Die Innereien, die Decke, Haupt und weitere Stücke wurden unmittelbar von Einheimischen aus der Gegend mitgenommen. Es kam auch vor, dass wir diese Teile vergruben und meldeten dies in der nächstgelegenen Siedlung. Es dauerte nur Stunden, bis das wertvolle Gut geholt wurde.

Germin war ein geübter und anerkannter Jäger und wurde regelmässig von der Regierung beauftragt, Grosswild wie Elefanten, Büffel, Löwen gezielt zu erlegen. Meistens handelte es sich um Einzelgänger, welche für die Bevölkerung eine Gefahr bildeten.

Fortsetzung folgt:

 

Eines bin ich mir heute bewusst, man muss bereit sein die eigenen Grenzen zu überschreiten, um Besonderes zu erreichen, mit dem Risiko, zu scheitern.